Interview mit Frau Erika Rusterholz, Schweizer Patientenorganisation

Interview mit Frau Erika Rusterholz, Schweizer Patientenorganisation

Frau Lorena Riboli schrieb ihre Dissertationsarbeit über den Gesundheitsmarkt. Der volle Titel der Arbeit lautet “Der Gesundheitsmarkt im Umbruch? Der Einfluss von Online Communities auf den Medikamentenmarkt”. Im Rahmen dieser Dissertationsarbeit erstellte Frau Riboli 8 Interviews mit Opinionleaders. Das siebte Interview lesen Sie nachfolgend.

Interview mit Frau Erika Rusterholz (Schweizer Patientenorganisation, und führt selber eine Homepage mit ihren Erfahrungen der Brustkrebs Krankheit) telefonisch durchgeführt am 3.10.07:

Welchen Einfluss haben Online Communities auf den Gesundheitsmarkt?
Online Communities haben nichts mit dem Gesundheitsmarkt zu tun, es besteht kein Zusammenhang da in Online Communities nur Erfahrungen ausgetauscht werden. Es ist ein Mittel, um Halt zu bekommen in einer schwierigen Krankheitszeit, da man sich gegenseitig mit Personen des gleichen Schicksals ermutigen kann.

Inwiefern haben Online Communities die Beziehung zwischen Arzt und Patient verändert?
Nicht Online Communitites haben die Arzt-Patient Beziehung geändert sondern das Internet als Informationsplattform. (Das Informationsangebot auf dem Internet)

Welches sind die Folgen dieser Veränderung (Frage 2) für das Gesundheitswesen respektive für den Medikamentenmarkt?
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Wo stehen wir heute mit der Informationsasymmetrie der Patienten?
Ältere Patienten haben es schwieriger, sich im Internet oder in der Computerwelt zurecht zu finden und sind deshalb praktisch dem Wissen des Arztes ausgesetzt. Jüngere Patienten hingegen haben es einfacher, da sie sich bereits im Internet auskennen und sich informieren können.

Wie sieht die zukünftige Entwicklung der Informationsasymmetrie aus?
Geht sicherlich in Richtung Informationssymmetrie aufgrund des Internets als Informationsplattform.

Was charakterisiert eine vertrauenswürdige Online Community?
Man findet in Online Communities keine fundierten Informationen, es steht meistens nichts sinnvolles oder gescheites in den Foren, sondern das, was ausgetauscht wird, basiert meistens nur auf Emotionen. Frau Rusterholz empfiehlt sich nicht über Online Communities Informationen zur Krankheit zu beschaffen, da diese ihrer Meinung nach nicht vertrauenswürdig sind, sondern übers Internet selber.

Wie könnte man Informationen über Online Communities verbreiten und wann würde man gestoppt? (wo liegen die Grenzen)
Ja man kann Fehlinformationen verbreiten. Frau Rusterholz hat auch schon Fehlinformationen entdeckt und darauf reagiert respektive interveniert. Es kann sein, dass man Fehlinformationen verbreitet und diese so stehen gelassen werden bis jemand wie sie diese korrigiert. Die Zeit, welche vergeht bis jemand diese Fehlinformationen entdeckt hat, kann aber lange dauern.

Wie können Pharmafirmen mit Online Communities zusammenarbeiten?
Gemäss ihren Erfahrungen wollen Pharmafirmen nicht mit Online Communities zusammen arbeiten. Beispiel: Letzten September gab es im Universitätsspital in Zürich einen Vortrag in der Gynäkologie über Brustkrebs. Die Webmasterin, welche in der Organisation des Events mithalf, wollte in allen Medieninformationen respektive Broschuren, die an Besucher abgegeben wurden, Werbung für die Homepage von Frau Rusterholz machen. Der Anlass wurde von Astra Zeneca gesponsert und diese Firma hat die Werbung verboten. Somit konnte keine Werbung für die Homepage gemacht werden und eine konkrete Begründung gab die Firma für das Verbot auch nicht an.

Wurden Sie jemals von einer Pharmafirma für eine Zusammenarbeit angefragt?
Nein, es möchten keine Pharmafirmen mit ihr zusammen arbeiten mit der Begründung, dass sie eine private Homepage besitze. Weiter will Frau Rusterholz gar nicht mit einer Firma zusammenarbeiten, sie möchte unabhängig sein und nicht gesponsert werden mit der Begründung, dass wenn man gesponsert wird dies immer ein Hinweis ist auf eine „spezifische Hinweisung“, sei es auf ein Medikament oder sonstiges.

Wer überwacht Ihre Internetseite/Forum?
Frau Rusterholz selber, sie lässt aber ihre Informationen immer von zwei Ärzten überprüfen.

Kennen Sie den Begriff SWISS PALS? Wenn ja, was ist Ihre Meinung darüber?
Nein.

Zusätzliches:
Bei ihrer Krankheit stand Sie am Anfang da ohne Informationen und war völlig dem Wissen des Arztes ausgesetzt. Sie hatte keine Ahnung, wie ein PC funktionierte und schon gar keine Ahnung vom Internet. Ihr Mann hat ihr dann vieles erklärt und danach hat sie sich übers Internet über vieles informieren können, was ihre Krankheit betraf und eine Bekannte hat ihr dann Links von Foren geschickt. Sie hat jedoch nie Fragen gestellt oder sich über Foren Informationen geholt sondern nur Antworten gegeben und diese Foren benützt, um für Ihre Homepage Werbung zu machen. Sie hat auch immer propagiert, zuerst in ein Brustzentrum zu gehen anstatt zum Arzt, da bei Ihr vieles am Anfang der Krankheit falsch gelaufen ist was hätte vermieden werden können. Weiter empfiehlt sie auch, sich immer eine zweite Meinung bei einem anderen Arzt zu holen. Sie ist nun weltweit bekannt und im Tagesanzeiger und in der Schweizer Familie wurden bereits Artikel über sie und ihre Homepage geschrieben.