Fukushima ……..was nun ?

Fukushima ……..was nun ?

Radioaktive Strahlung: Wie kann sich die Bevölkerung schützen? 

Radioaktive Stoffe, wie sie zur Zeit in einem japanischen Atomkraftwerk austreten, sind krebserregend. Ein Schweizer Strahlenbiologe erklärt, was die Bevölkerung im Notfall tun kann.

Radioaktive Stoffe enthalten krebsauslösendes Jod, welches durch verschiedene Arten in den Körper gelangen kann:

Durch die Atmung, über die Haut (Wunden), durch Berühren von verstrahlten Gegenständen oder über den Magen-Darmtrakt durch verseuchte Nahrung.
Der Strahlenbiologe des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (ENSI) Roland Scheidegger erklärt gegenüber der Nachrichtenagentur SDA, wie die Bevölkerung sich vor radioaktiven Strahlungen schützen kann:

  • Drinnen bleiben, alle Fenster schliessen
  • Klimaanlagen und Lüftungen ausschalten
  • Wer draussen sein muss, soll sich gut bedecken (wasserdichte Regenkleidung bietet einen gewissen Schutz), auch den Kopf
  • Wenn möglich sich in einen dichten Schutzraum begeben
  • Anweisungen der Behörden befolgen

Generell ist natürlich zu raten, das verseuchte Gebiet möglichst schnell zu verlassen.

Wie wirken die radioaktiven Strahlungen?
Beim Zerfall der instabilen radioaktiven Stoffe entsteht energiereiche, körperschädigende Strahlung. Man unterscheidet zwischen  Alpha-, Beta- und Gamma-Strahlen, wobei man sich vor den ersten zwei schützen kann. Gamma-Strahlen hingegen durchdringen den Körper und zerstören Zellen. Gamma-Strahlung kann als elektromagnetische Welle bezeichnet werden und gleicht daher vom Wesen her der Röntgenstrahlung und dem sichtbaren Licht. Wesentlicher Unterschied: Röntgenstrahlung hat ihren Ursprung in der Atomhülle, Gammastrahlung im Kern. Gammastrahlung wird auch zur Zerstörung von Tumorzellen bei Krebserkrankungen (Radiotherapie)  angewendet.

Wie wirken Jodtabletten?
Die Schweiz sei mit Notfallplänen gerüstet, so Scheidegger. Diese enthalten auch die Abgabe von Kaliumiodidtabletten (kurz Jod). Jodtabletten sollen nur nach genauen Angaben und nicht willkürlich genommen werden. Die Jodtabletten füllen die Schilddrüse mit nicht radioaktivem Jod. Somit kann die Schilddrüse kein radioaktives Jod mehr aufnehmen. Damit kann die die Entstehung von Schilddrüsenkrebs verhindert werden.

Laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) gibt es zurzeit keine erhöhte Radioaktivität in der Schweiz. Jodtabletten sollten deshalb nicht unnötig eingenommen werden. Unnötige Einnahmen können eventuell gesundheitsschädigend wirken. Der Kauf von Jodtabletten ist aktuell überflüssig; der Staat verfügt über genügend Jodtabletten für den Notfall und für die ganze Bevölkerung.

Wer ist besonders gefährdet?
AKW-Angestellte und alle Personen, welche in unmittelbarer Umgebung eines AKW sich aufhalten und arbeiten sind bei unkontrolliertem Strahlenabgang natürlich besonders gefährdet. Symptome sind: Übelkeit, Schwindel, Kreislaufprobleme. Je nach Dosierung werden das Knochenmark, der Verdauungstrakt und bei sehr hohen Dosen auch das Nervensystem geschädigt. Zunächst kommt es zu Veränderungen im Blutbild. Aber auch schon niedrigere Dosen schädigen das Erbgut (DNA), was zu Missbildungen bei Kindern führen kann.

Bei ganz hohen Strahlendosen sinken die Überlebenschancen auf null. Und: Für Kinder ist die Strahlenbelastung riskanter, wie für Erwachsene. Kinder befinden sich im Wachstum und die Zellteilung passiert viel häufiger. Je grösser die Schäden an der DNA, desto höher ist das langfristige Risiko für die Entstehung von Krebs.

Gibt es Therapien?
Rötungen und verbrennungsähnliche Erscheinungen der Haut, Haarausfall und Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit und Blutarmut (Anämie) sind Symptome eines akuten Strahlenschadens.

Eine allgemeine Therapie gibt es nicht. Die zerstörte Haut kann durch Transplantationen ersetzt werden. Mit eine Stammzelltherapie kann die Funktion des Knochenmarks und damit des blutbildenden Systems wieder hergestellt werden. Wie oben beschrieben: Je grösser die Strahlendosis, desto grösser ist das Ausmass des Zelltods im Gewebe oder im Organ.

Mediscope, Kernfrage.de

16.03.2011 – dzu