Interview mit Peter Hohmann, HMG

Interview mit Peter Hohmann, HMG

Frau Lorena Riboli schrieb ihre Dissertationsarbeit über den Gesundheitsmarkt. Der volle Titel der Arbeit lautet “Der Gesundheitsmarkt im Umbruch? Der Einfluss von Online Communities auf den Medikamentenmarkt”. Im Rahmen dieser Dissertationsarbeit erstellte Frau Riboli 8 Interviews mit Opinionleaders. Das erste Interview lesen Sie nachfolgend.

Interview mit Herrn Peter Hohmann, Managing Director der HealthCare Management Group und Inhaber der Website mymedi.ch, telefonisch durchgeführt am 12.10.07:

Welchen Einfluss haben Online Communities auf den Gesundheitsmarkt / Medikamenten-markt?
Dank der Transparenz im Internet ist der Patient heute besser informiert und kann daher mehr Eigenverantwortung übernehmen. Die Möglichkeit, die Medikamentenpreise auf mymedi.ch zu vergleichen, erzeugt einen gewissen Druck auf die Pharmafirmen, die Preise entweder zu senken oder mindestens anzupassen. Gemäss der Studie „Gesundheitskompetente Bürger in der Schweiz: Wunsch oder Wirklichkeit?“ an der Universität Zürich, hat man herausgefunden, dass die Medien eine zentrale Rolle bei der Informationssuche spielen. Das Internet ist dabei nach dem Hausarzt, welcher immer noch die wichtigste Informationsquelle ist, zur drittwichtigsten Quelle neben dem Arzt und Apotheker für Gesundheitsinformationen geworden.

Inwiefern haben Online Communities die Beziehung zwischen Arzt und Patient verändert?
Der Patient ist zu einem kompetenten Gesprächspartner geworden und sein Selbstbewusstsein ist damit stark gestiegen. Früher wagte sich niemand die Aussagen eines Arztes in Frage zu stellen und heutzutage ist diese Schwellenangst überwunden.

Wie sieht die zukünftige Entwicklung der Informationsasymmetrie aus?
Das ist schwer abschätzbar. Die Compliance des Patienten ist gefragt. Damit spreche ich den Umstand an, dass die Heilung einer Krankheit in vielen Fällen ein kooperatives Verhalten des Patienten voraussetzt. Die Leute werden immer älter und wollen die Lebensqualität möglichst beibehalten. Sie sind fast gezwungen sich besser zu informieren um die Lebensqualität mit dem Alter beizubehalten. Es ergibt sich somit eine bessere soziale Beziehung mit dem Gesprächspartner respektive mit dem Arzt.

Was charakterisiert eine vertrauenswürdige Online Community?
Das Problem ist, dass jedermann in solchen Online Communities einen Beitrag schreiben kann. Einerseits findet man hier sehr viele substantiell gute Informationen, andererseits aber auch viel Unseriöses. Wichtig ist jedoch die Unabhängigkeit und Neutralität der Website, das heisst, die Informationen sollten unbeeinflusst sein von Pharmaindustrie und Krankenkassen. Die aktive Unterstützung soll vor allem von Behörden (BAG, Swissmedic), Patientenorganisation (SPO), Verbänden (SAV, FMH, SantéSuisse), sowie den Dachverbänden (Interpharma, SGCI, VIPS, Generika) kommen. Meine Seite mymedi.ch ist neutral und unabhängig von Pharma und Krankenkassen. Im Zentrum steht immer der Patient. Ich arbeite daran, dass Patienten persönliche oder heikle Fragen auf meiner Website stellen können, welche dann automatisch an die Seite von Medgate.ch, dem grössten medizinischen Internet-Callcenter der Schweiz, weitergeleitet und dort von kompetenten Ärzten professionell beantwortet werden können. In rechtlichen Fragen wäre die Schweizerische Patientenorganisation zuständig.

Wie können Pharmafirmen mit Online Communities zusammenarbeiten?
Die Konkurrenz unter den Pharmafirmen ist immens und jede will sich ins beste Licht stellen. Die Pharmafirmen müssen primär das Vertrauen des Kunden gewinnen und vor allem Transparenz schaffen.

Welchen Einfluss haben Online Communities auf die Krankenkassen?
Je mehr ein Patient kritisch hinterfragt, desto bewusster geht er mit Gesundheitsleistungen um. Mit der Möglichkeit des Patienten, sich unter anderem in Online Communities besser über sein Leiden zu informieren und somit bewusster zu werden, steigt auch die Qualität der Gesundheitsleistungen. Comparis hat beispielsweise eine Studie gemacht, in der Spitäler in der Schweiz bewertet wurden. Mit diesen Informationen kann der Patient, das Spital, in dem er behandelt werden möchte, gezielt auswählen. Wenn die Qualität der Gesundheitsleistungen steigt, bedeutet das indirekt für die Krankenkassen eher geringere Kosten.

Kennen Sie den Begriff SWISS PALS? Wenn ja, was ist Ihre Meinung darüber?
Nein