Komplementärmedizin: Mehrheit will sie laut Umfrage in der Zusatzversicherung

Komplementärmedizin: Mehrheit will sie laut Umfrage in der Zusatzversicherung

Ja zur Komplementärmedizin, aber nicht in der Grundversicherung. Eine Mehrheit der Schweizer Stimmberechtigten möchte gemäss einer Umfrage, dass die Komplementärmedizin in einer Zusatzversicherung abgedeckt wird.

Laut dem Gesundheitsmonitor 2007 von Interpharma wollen 64 Prozent der befragten Stimmberechtigten die Komplementärmedizin nicht von der Grundversicherung abgedeckt sehen.

Nur 24 Prozent der 1’228 Befragten möchten, dass die obligatorische Grundversicherung wieder die Kosten der Komplementärmedizin trägt, wie Claude Longchamp, Leiter des gfs.bern, das die Studie durchführte, am Freitag vor den Medien ausführte.

Einstellungswandel
Im Gesundheitsmonitor des Jahres 2001 hatten sich noch 52 Prozent der Befragten dafür ausgesprochen, dass die Komplementärmedizin in die Grundversicherung gehört. Den Einstellungswandel führt Longchamp auf die Kostendiskussion der vergangenen Jahre zurück. Ungebrochen hoch sei die Anerkennung der Komplementärmedizin. Sie liegt bei 80 Prozent.

Seit dem 1. Juli 2005 vergütet die Grundversicherung fünf komplementärmedizinische Fachrichtungen nicht mehr. Dazu gehören Homöopathie, Anthroposophische Medizin, Traditionelle Chinesische Medizin, Phytotherapie und Neuraltherapie.

Im August vergangenen Jahres hatte eine Befragung von 1020 Stimmberechtigten noch ein anderes Bild ergeben. Demnach wollten 79 Prozent der Befragten die Komplementärmedizin wieder in der Grundversicherung haben.

Die Demoscope-Umfrage hatte das Initiativkomitee “Ja zur Komplementärmedizin” in Auftrag gegeben. Gemäss gfs-Studie würden der Initiative heute 41 Prozent zustimmen. Ein Nein zur Initiative empfehlen der Bundesrat und die nationalrätliche Gesundheitskommission. Im Parlament ist sie noch hängig.

Für die unterschiedlichen Ergebnisse könnte die Fragestellung verantwortlich sein. Das gfs.bern hat gemäss Longchamp konkret gefragt, ob die Komplementärmedizin in die Grundversicherung oder in die Zusatzversicherung aufgenommen werden soll.

In der Demoscope-Umfrage lautete die Frage: “Sollte Ihrer Meinung nach die Komplementärmedizin, wie zum Beispiel die Homöopathie, wenn sie durch Ärzte mit entsprechender Zusatzausbildung ausgeübt wird, aus der Grundversicherung der Krankenkasse bezahlt werden?”

Nach Aussage von Werner Reimann, Leiter Politikforschung bei Demoscope, ist vor allem der Einschub “wenn durch Ärzte…” ausschlaggebend für die Antwort und das damit verbundene andere Ergebnis.

Keine Schmälerung von Qualität und Quantität
Der aktuelle Meinungsstand zur Komplementärmedizin war nur eines der Themen, über die der Gesundheitsmonitor 2007 Auskunft gibt. Gemäss Longchamp ist es allen Befragten wichtig, dass in der Beziehung Arzt-Patient die Ökonomie nicht dominiert. “Niemand will eine Fünf-Minuten-Medizin”, sagte er.

Weitere wichtige Ergebnisse sind gemäss Longchamp, dass sich die Versicherten mehr Markt wünschen und sich davon eine gewisse Konstenkontrolle versprechen.

Ausserdem wolle die Bevölkerung ungeschmälert Qualität und Quantität bei den medizinischen Leistungen. Drastische Einschnitte bei der Wahlfreiheit stossen bei den Stimmberechtigten auf Ablehnung, auch wenn dadurch Kosteneinsparungen möglich wären.

Gegen eine Einschränkung der freien Spitalwahl sprachen sich 56 Prozent aus, 63 Prozent sind es bei der freien Arztwahl. Ein eingeschränkter Zugang zu neuen Therapien und Medikamenten kommt für 66 Prozent nicht in Frage.

Ein Bonsussystem würde von den Stimmberechtigten mehrheitlich begrüsst. 72 Prozent wären sehr oder eher damit einverstanden, dass bei Nichtbeanspruchung von KVG-Leistungen ein Bonus bezahlt werden sollte.

sda 25.06.2007 – gem