Krankenkassenverband erklärt sich ……

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Finanzierungsnotstand – Chancen und Risiken

55 Milliarden Franken werden im Gesundheitswesen zurzeit pro Jahr in der Schweiz umgesetzt, was 12 Prozent des Bruttoinlandproduktes entspricht. Das durchschnittliche Kostenwachstum der letzten 10 Jahre belief sich auf 4,4 Prozent und lag damit deutlich über der allgemeinen Preisentwicklung. Weil die Prämien seit 2007 nicht mehr genügend der Kostenentwicklung angepasst wurden – im 2008 sind sie sogar um durchschnittlich ein Prozent gesunken – droht ein akuter Finanzierungsnotstand.

 

Diese Diskrepanz zwischen dem Verlauf der Versicherungskosten und demjenigen der Prämienerträge zeigt deutlich, wie unsinnig die Anreize im schweizerischen Gesundheitswesen ausgestaltet sind. Während auf Seiten der Leistungserbringer alles darauf ausgerichtet ist, möglichst viel Umsatz zu generieren, werden die Prämien durch politische Massnahmen künstlich tief gehalten.

Ein grosser Teil der Kostensteigerung ist auf die gestiegene Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen zurückzuführen. Immer mehr Möglichkeiten medizinischer Behandlungen stehen der Bevölkerung zur Verfügung. Es ist deshalb einleuchtend: Wenn die Mehrheit der Versicherten auf dem Gesundheitsmarkt ohne finanzielle Konsequenzen weiter konsumieren darf, wenn die Ärzte und Spitäler ihre Angebote ungebremst ausweiten und die Grundversicherung belasten können – dann stösst das schweizerische Gesundheitswesen in absehbarer Zeit definitiv an seine Grenzen.

Verantwortungsvolles Handeln ist im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld das Gebot der Stunde! Bundesrat und Parlament müssen jetzt umgehend die falschen Verhaltensanreize im Gesundheitswesen korrigieren. Ziel ist, dass sich Leistungserbringer künftig mit wettbewerbsorientierten Preisen und nicht mit staatlich garantierten Kostenerstattungstarifen im Markt durchsetzen müssen. Diese Korrekturen würden aber nur dann greifen, wenn ebenso konsequent die Kostenbeteiligung der Versicherten erhöht und damit die finanzielle Belastung der Krankenversicherung auf das Notwendige reduziert würde.

Der akute Finanzbedarf in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung ist eine grosse Chance, endlich die überfälligen Fehlanreize mittels Dringlichkeitsrecht zu korrigieren. Mit dem alleinigen Einschiessen von zusätzlichen Mitteln zur Prämienverbilligung würde das Problem aber einmal mehr nur aufgeschoben und damit noch verstärkt. Jetzt sind echte Einsparungen nötig – durch Steuerung im Behandlungspfad mit entsprechenden Verhaltensanreizen für die beteiligten Ärzte, Therapeuten und Spitäler – sowie durch erhöhte Selbstbehalte zur Steigerung der Eigenverantwortung der Patienten. Hans-Ueli Regius, Verwaltungsrat santésuisse 29.06.2009

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