Parlament macht Druck auf Medikamentenpreise

Parlament macht Druck auf Medikamentenpreise

Communiqué – ParlamentarierInnen fordern tiefere Medikamentenpreise
 
 20.03.2009, Die Ständerätinnen Verena Diener und Simonetta Sommaruga, Ständerat Christoffel Brändli und Nationalrat Claude Ruey fordern mit drei Sofortmassnahmen tiefere Medikamentenpreise. Die drei Forderungen beinhalten per 1.1.2010 ein Sparpotential von 360 Mio. Franken pro Jahr und mittelfristig eine Senkung des Kostenwachstums. Weitere BundesparlamentarierInnen sowie Konsumentenorganisationen, der Apothekerverband pharmaSuisse und der Krankenkassenverband santésuisse unterstützen die Forderungen. Mit dieser breiten Unterstützung kann Bundesrat Pascal Couchepin dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) den Auftrag zum raschen Handeln geben und einen ersten Beitrag gegen massive Prämienerhöhungen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten leisten.

 
Erweiterung des Vergleichsländerkorbs minus 200 Mio. Franken: Nach Art. 35 KLV Abs. 1
sollen für Länder mit wirtschaftlich vergleichbaren Strukturen im Pharmabereich
herangezogen werden. Gemäss Art. 35  Abs. 2 KLV werden Deutschland, Dänemark,
Grossbritannien und die Niederlande als Haupt- sowie Frankreich, Österreich und Italien
als subsidiäre Vergleichsländer berücksichtigt. Zudem kann mit weiteren Ländern
verglichen werden. In der Praxis des BAG werden fast ausschliesslich die
Hauptvergleichsländer zur Wirtschaftlichkeitsüberprüfung herangezogen.

Der vollwertige Einbezug unserer Nachbarländer Frankreich, Österreich und Italien in den
Auslandpreisvergleich des BAG hat gemäss Schätzungen von santésuisse ein
Kostenreduktionspotential von rund 200 Mio. Franken. Zudem wirkt sich diese Massnahme
auch bei der Neuzulassung von Arzneimitteln kostendämpfend aus.

Indikationserweiterung bremst das Kostenwachstum nachhaltig: Es ist eine weit
verbreitete Preissetzungs-Strategie der pharmazeutischen Industrie, ein Produkt in einem
ersten Schritt nur für eine klar definierte Indikation mit kleiner Prävalenz
(=Krankheitshäufigkeit) mit tiefer Umsatzprognose zur Zulassung zu beantragen. Die
Datenlage für diese erste Indikation ist oft überzeugend, und das neue Produkt bringt
gegenüber der Standard-Therapie einen klar belegten Mehrnutzen. Auf dieser Grundlage
setzt das BAG einen relativ hohen Preis fest. In der Folge wird der Markt für das
Produkt durch die Zulassung immer neuer Indikationen (Anwendungsbereiche) ausgeweitet,
wobei aber der Preis in aller Regel auf dem Einstiegsniveau verharrt oder nur wenig
sinkt. Die ursprünglichen Schätzungen zur Belastung der sozialen Krankenversicherung
sind somit zur Makulatur geworden.

Neu muss das BAG befugt sein, bei der Zulassung einer neuen Indikation oder einer
Erweiterung der bestehenden Indikation den bestehenden Preis in einer angemessenen
Relation zum erwartenden Umsatzwachstum zu senken. Die Inhaberin der Zulassung hat das
BAG umgehend und unaufgefordert über neue und erweiterte Indikationen zu informieren.

Differenzierter Selbstbehalt minus 160 Mio. Franken: Mit einer konsequenten
Verschreibung von Generika können die Medikamentenkosten um rund CHF 160 Mio. pro Jahr
reduziert werden. Dies zeigen die Zahlen des Generika-Preisvergleichs 2008 von
santésuisse.

Ein Generikum wird auf die Spezialitätenliste (SL) aufgenommen, wenn sein Preis bei der
Aufnahme mindestens 40% unter demjenigen des entsprechenden Originalprodukts liegt.
Solange die Preisdifferenz zwischen Original und Generikum mehr als 20% beträgt, kommt
beim Originalpräparat ein höherer Selbstbehalt von 20% anstatt von 10% zur Anwendung.
Allerdings kann sich der Originalhersteller mit einer einmaligen Preisreduktion auf
das „Generika-Niveau“, d.h. eine Reduktion um 40%, vom höheren Selbstbehalt
dauerhaft „freikaufen“. Der Patient hat keinen Anreiz mehr, nach preiswerten
Arzneimitteln zu fragen. Nach dem „freikaufen“ gibt es auch keinen Preiswettbewerb mit
mehreren Preissenkungsrunden mehr. Um das zu verhindern, ist die entsprechende
Verordnung (insbesondere Art. 38a Abs. 1 KLV sowie das Handbuch der SL) anzupassen.

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Ihr “mymedi” Team