Pharma zögert Preisabschlag raus

BAG ordnet tiefere Medi-Preise an
Pharma zögert Preisabschlag raus

Erwischt! Pharmamultis wie Roche und Novartis wehren sich mit Rekursen gegen die Weitergabe von Preissenkungen.

Geht es nach dem Bundesamt für Gesundheit (BAG), dann sollte das Immunsuppressivum Cellcept von Roche jetzt noch rund 456.80 Franken kosten. Doch auf Mymedi.ch, dem Preisvergleichsportal für Medikamente, wird aktuell noch immer der alte Preis von 633.20 Franken angegeben. Dabei sichert der Plattformbetreiber Daten auf neustem Stand zu.

Recherchen von BLICK zeigen: Nicht alle Hersteller haben, wie vom BAG verlangt, ihre ­Medikamente verbilligt. Patienten zahlen weiterhin den alten, höheren Preis.

Das Roche-Mittel gehört zu den 20 umsatzkräftigsten Medikamenten in der Schweiz, deren Preis reduziert werden musste. Dazu gehören auch Glivec und Myfortic von Novartis, die heute ebenfalls zum alten, höheren Preis verrechnet werden. Weitere Roche-Präparate wie Actemra und Pegasys wurden ebenfalls nicht herabgesetzt.

In den Apotheken, die weiter mit den alten Preisen rechnen, herrscht Unverständnis. «Die Gründe dafür entziehen sich unserer Kenntnis», sagt Karl Küenzi vom Dachverband Pharmasuisse.

Mit jeder Verzögerung füllen sich die Pharma-Kassen

Hat das BAG geschlafen oder torpedieren die Basler Pharmariesen etwa mit Rekursen die neue Preisrunde des BAG? Dort bestätigt man: «Es wurden einzelne Beschwerden eingereicht. Bei Cellcept etwa konnte die angekündigte Preissenkung per 1. November nicht umgesetzt werden», sagt Sprecher Daniel Dauwalder.

«Weil es sich um ein laufendes Verfahren handelt», gibt das BAG weder die Zahl der Rekurse, noch die Namen der Beschwerdeführer heraus.

Fakt ist: Mit juristischen Verfahren kann sich «Big Pharma» Monate, wenn nicht Jahre um die Preisanpassungen drücken.

Pharmafirmen schweigen

Novartis will sich nicht zum «hängigen juristischen Verfahren» äussern. Als Grund für die bisher nicht angepassten Preise gibt ein Sprecher «eine vor Gericht eingereichte Beschwerde» an.

Roche begründet seinen Rekurs damit, «dass bei der Preisfestsetzung neben den Auslandspreisen auch der therapeutische Quervergleich zu berücksichtigen ist». Laut Sprecherin Silvia Dobry wehre man sich nicht gegen Preissenkungen anlässlich regelmässiger Preisüberprüfungen.

Gesund für den Patienten ist das Verhalten der Konzerne so oder so nicht.

Link zu Blick Online

Publiziert: 06.43 Uhr, Aktualisiert: 10.19 Uhr
Von Ulrich Rotzinger


Die Pharmaindustrie will die Preise nicht senken. Blick/Keystone


Das sind die vom BAG per 1. November 2012 verordneten Preissenkungen der 20 umsatzstärksten Medis (BLICK, 20.11.2012). Blick/Keystone