Touring Zeitung Nr.10/s.23

Risiko Medikamente | Nebenwirkungen können ein Problem beim Autofahren sein. Auch gängige Grippe-, Schlaf- oder Allergiemittel haben Auswirkungen.

Tabletten sind eine Gefahr

Die Polizei kann Blutproben veranlassen, wenn der Verdacht auf Medikamenteneinwirkung besteht, zum Beispiel nach einem Unfall. Heute sind die meisten Substanzen nachweisbar. Kommt es zum Unfall unter Medikamenteneinfluss, haftet in jedem Fall der Fahrer. Auch wenn der Arzt es unterlassen hat, auf die Gefahr hinzuweisen. Die Konsequenzen sind happig: Geldbusse und sogar Führerausweisentzug. Und so eine Randerscheinung ist dieses Problem nicht: Unfälle nach Drogen- und Medikamentenkonsum forderten im Jahr 2011 auf Schweizer Strassen 173 Schwerverletzte und Getötete.

Bild: Der Griff zur Tablette kann für Fahrzeuglenker in gewissen Fällen heikel sein. Coverpicture/Erwin Wodicka

Geringeres Reaktionsvermögen

Wer glaubt, Schmerzmittel, Medikamente gegen eine Allergie oder ein Fiebersenker würden doch wohl kaum die Fahrfähigkeit beeinträchtigen, irrt. Das hat die Sendung «Puls» des Schweizer Fernsehens SRF im vergangenen Jahr deutlich gezeigt. Zwei Männer und eine Frau liessen ihre Reaktionsfähigkeit vor und nach Einnahme von bestimmten Medikamenten am Simulator testen. Das Ergebnis überraschte sie: Ihr Reaktionsweg hatte sich nach der kontrollierten dreitägigen Medikamenteneinnahme deutlich verlängert, in einem Fall gar verdoppelt. Das kann verheerend sein und einem Menschen gar das Leben kosten, denn wer in einer brenzligen Situation zu langsam reagiert, kann einen schweren Unfall verursachen.

Gefährlicher Mix

Heimtückisch ist das Zusammenwirken von Medikamenten mit Alkohol. Wer zum Beispiel ein starkes Schmerzmittel schluckt, um die lästigen Kopfschmerzen los zu sein, sich ans Steuer setzt und dann zum Apero und zum Essen bei Freunden fährt und dort zum Beispiel sorgenlos Bier und Wein trinkt, hat zwar keine Schmerzen mehr, ist aber eigentlich fahruntüchtig. Wechselwirkungen mit Alkohol können bei verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Medikamenten wie zum Beispiel einem Grippemittel oder Hustensirup auftreten. Alkoholische Substanzen können zudem den Abbau von Medikamenten beeinflussen, das heisst, verlängern. «Ich trinke nicht, wenn ich ein Medikament geschluckt habe» – das muss die Devise sein, sagen Alkoholfach- und andere Beratungsstellen.

Sich informieren ist wichtig

Nun gibt es aber Menschen, die erst mit Hilfe von Medikamenten am Strassenverkehr teilnehmen (zum Beispiel bei Diabetes, Bluthochdruck und psychischen Erkrankungen) können. Für sie ist der Rat der Arztpraxis oder der Apotheke unumgänglich. Sie können sich auch selber informieren auf der Internetseite mymedi.ch. Die laufend aktualisierte, neutrale und unabhängige Medikamentenplattform basiert auf den offiziellen Publikationen von Swissmedic und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) sowie den geprüften und offiziell zugelassenen Patienteninformationen.
ve TCS Touring Printausgabe 2013/10 s.23

Heikle Benzodiazepine

Die Medikamentengruppe mit der grössten Gefahr beim Lenken eines Fahrzeugs sind laut bfu die Benzodiazepine. Sie sind bekannt unter den Produktnamen Valium, Librium, Rohypnol usw. Benzodiazepine wirken im Allgemeinen

– sedativ (beruhigend und schlaffördernd)
– anxiolytisch (angst lösend)
– muskelrelaxierend (muskelentspannend)
– antikonvulsiv (krampflösend)
– oft auch leicht stimmungsaufhellend