Wer kennt sich noch aus im Dschungel….

Wer kennt sich noch aus im Dschungel….

der Medikamentenpreise und beim differenzierten Selbstbehalt ?

Im World-Wide-Web haben wir folgende Kolumne über das 
“Chaos auf dem Medikamentenmarkt”
gefunden und sind der Meinung, das dieser Artikel von Dr. med. Paul Günther aus Interlaken an Aktualität nichts aber auch gar nichts eingebüsst hat ! Darum hat das “mymedi” Team entschieden Zitate aus seiner Kolumne mit leider für uns unbekannten Datum über unsere Plattform zu veröffentlichen.
Chaos auf dem Medikamenten-Markt
Kolumne von Dr. med. Paul Günter Patientinnen und Patienten, das Spitalpersonal und Apotheker kämpfen mit dem zunehmenden Chaos auf dem Medikamenten-Markt. Bewährtes, Bekanntes und Kostengünstiges verschwindet, Neues, Unbekanntes oder Teures ist in mehrfacher Ausführung im Handel. Das erschwert die Beurteilung, Verabreichung und Dosierung. eine der Ursachen ist das neue Heilmittelgesetz. Neben einigen Fortschritten hat es zum Teil gravierende Probleme gebracht. Dazu etwas Licht ins Dunkel.

 

1. Bewährte Medikamente verschwinden vom Markt.
Der Gesetzgeber wollte sichere Heilmittel mit wenig Nebenwirkungen. Dazu baute er ein Anmelde- und Prüfungsverfahren auf, das nun leider nicht Halt macht vor Präparaten, welche seit langem bekannt und erprobt sind. Kein Problem für die Chemie-Multis. Sie verfügen über das nötige Geld Medikamente erneut prüfen zu lassen. Kleine Pharma-Unternehmen dagegen können sich das teure und komplizierte Verfahren für ihre bewährten Medikamente nicht leisten. Folglich werden Ende dieses Jahres zahlreiche günstige und gute Präparate vom Markt verschwinden. Swissmedic, die Kontrollstelle des Bundes, wäscht die Hände in Unschuld. Sie fühlt sich nur für das aufwändige Prüf-Verfahren, nicht aber für die effektive Versorgung des Landes mit Medikamenten zuständig.

2. Es tun sich Lücken bei der Versorgung mit Medikamenten auf.
Für die ärztliche Praxis ist verheerend, dass Medikamente zum Teil abrupt vom Markt genommen werden. Immer mehr grosse Firmen nehmen bewährte, billige Medikamente vom Markt. Davon erfahren die Verantwortlichen im Gesundheitswesen oft zu spät. Ein trockener Brief mit der Information, nächsten Monat, sei ein Medikament nicht mehr erhältlich, ist oft alles, was mitgeteilt wird. So kam es, dass im vergangenen November während Wochen in der Schweiz die Impfung gegen Starrkrampf nicht mehr verfügbar war.

3. Ein Medikament, drei verschiedene Produkte, drei Namen, drei  Verpackungen.
Chaotisch wirkt sich auch der Zwang zu Generika aus, also zu den billigeren Medikamenten ohne Markenschutz. Der Einsatz von günstigen Generika ist an sich richtig. Das Problem ist aber der damit verbundene rasante Wandel im Medikamenten-Markt. Pflegepersonal, Ärzte, Apotheker und Patienten sind einem zunehmenden Verwirrspiel ausgesetzt. Bei gut eingeführten Medikamenten gibt es mehrere Generika-Hersteller. So kommt es, dass der Hausarzt sich für eine Marke entscheidet, der Apotheker führt eine andere Marke und das Spital stützt sich auf einen dritten Hersteller. Selbstverständlich tragen alle diese Generika trotz gleicher Grundsubstanz verschiedene Namen und haben andere Verpackungen.

4. Die Spitäler hatten Mehrkosten von ca. 100 Millionen Franken für Medikamente.
Das neue Heilmittelgesetz verbietet die Gewährung von Rabatten. Davon profitierten nur die Pharma-Multis. Für Grosseinkäufer wie Spitäler waren die Folgen hingegen verheerend. Das Spital Interlaken hatte allein 2004 deswegen rund 150’000 Franken höhere Medikamentenkosten. Mit einer Neuinterpretation des Gesetzes hat man jetzt versucht, etwas Gegensteuer zu geben. Fazit: Im Moment ist höchste Vorsicht beim Verschreiben, Kaufen oder Konsumieren von Medikamenten geboten. Patienten und Patientinnen tun gut daran, mit allen Akteuren im Gesundheitswesen das Gespräch zu führen, sich beraten zu lassen und die Beipackzettel ihrer verschiedenen Medikamente zu studieren. Es braucht dringend Vorgaben, wie und wann Firmen ihre Medikamente vom Markt nehmen dürfen. Dazu gehört, dass günstige Medikamente, die vom Markt genommen werden, von einem andern Hersteller ohne lange Umwege weiter produziert werden dürfen. Ich hoffe im Interesse der Sicherheit der Patienten, dass im Medikamentenbereich das derzeitige Chaos möglichst rasch aufhört.

Liestal, den 18. August 2011   hmg/ph